Zurück zu den 3 Ks (Kinder, Küche, Kirche) und zur 'positiven Bevölkerungspolitik'? Die rechtspopulistische Geschlechterdebatte und die Krise der Reproduktionsarbeit

Donnerstag 19.10.2017 // 19.30 Uhr // F*BZ, Oskarstr. 1, 01219 Dresden


In Sachsen avancierte die AfD bei der letzten Bundestagswahl noch knapp vor der CDU zur meistgewählten Partei. Das stellt einmal mehr vor die Frage, welchen Programmatiken und Positionen mehr als ein Viertel der sächsischen Wähler*innen hier ihre Stimme gegeben haben. Dabei zählt die Geschlechter-, Familien- und ‚Bevölkerungspolitik‘ von Anfang an zu den wichtigsten Profilierungsfeldern rechtspopulistischer Diskurse. Die AfD vertritt hier ultrakonservative und rückwärtsgewandte Geschlechterleitbilder oder auch offen sexistische und homosexuellenfeindliche Positionen, die mit rassistischen, nationalistischen und eugenischen Konzepten verkoppelt sind. Gleichwohl sind es diese Positionen, die Zuspruch in breiten gesellschaftlichen Gruppen finden und in denen auch wichtige Vertreter*innen der sächsischen Landes-CDU die deutlichsten Schnittmengen mit der AfD erkennen lassen.

Der Vortrag fragt - ausgehend von einem Überblick über entsprechende Positionen innerhalb der AfD - nach ihrem Stellenwert in rechtspopulistischen Diskursen und nach den Ursachen ihrer breiten Anschlussfähigkeit. Diese liegen nicht zuletzt in einer ungelösten Krise der Geschlechterverhältnisse und der Reproduktionsarbeit. Diese Krise lässt sich nicht durch Lippenbekenntnisse zu emanzipatorischen Idealen und zur ‚political correctness‘ überwinden. Erfordert wäre eine grundlegende politische und institutionelle Neuordnung der Verteilung und Anerkennung reproduktiver Arbeit, die auch den rechtspopulistischen Scheinlösungen den Nährboden entzieht.

mit: Dr. Tino Heim