Das Feminismus-T-Shirt als Schnäppchen bei H&M. Das Feminismus-Outfit von Chanel, solange der Vorrat reicht. Feministische Weltliteratur wie 50 Shades of Grey (bisschen guter Wille zum Perspektivwechsel muss beim Lesen schon dabei sein!), Models, Schauspieler*innen, Musiker*innen – sind wir nicht alle ein bisschen feministisch? Zumindest so lange, wie der Trend hält?
Wir fragen uns: was ist das für ein Feminismus, zu dem sich auch Karl Lagerfeld, bislang Experte* in weiblicher* Schönheitsnormierung, bekennt? Ist Feminismus endgültig in der Gesellschaft angekommen oder eher zu einer kapitalistischen Marketingstrategie verkommen? Ist der T-Shirt- und Bühnenshow-Feminismus nicht nur in aller Munde, sondern auch eine Antwort auf wachsenden Antifeminismus? Oder ist er nur seine besonders perfide Spielart, die es schafft, jede noch so eindeutige weibliche* Unterwerfungsgeste zu einem feministischen Akt umzudeuten? Werden Unterwerfung und Selbstnormierung zu emanzipatorischen Akten, weil die Akteurinnen* sich vorgeblich selbst und aus freien Stücken dazu entscheiden?
Fragen über Fragen. Ein (Er-)Klärungsversuch
von: Sonja Eismann (Autorin*, Herausgeberin* Missy Magazine)