F* - Feiern statt Fürchten!

Sonntag 6.5.2018 // 12.00 Uhr // GEH 8 - Kunstraum und Ateliers e.V., Gehestr. 8, 01127 Dresden

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Übersicht

AUSWERTUNG "F* - FEIERN STATT FÜRCHTEN!“ EIN FEMINISTISCHES F*ESTIVAL

Liebe Besucher*innen, Unterstützer*innen & Mitgestalter*innen des „F* - Feiern statt Fürchten!“-F*estivals,

über einen Monat ist es nun schon her, dieses verrückte feministische Wochenende in der Geh8… Seitdem haben wir als F*BZ viele Gespräche geführt, Nachrichten bekommen und versuchen uns nun endlich an einer (nicht ganz einfachen und vor allem: nicht ganz kurzen) Auswertung aus unserer F*BZ -Perspektive, gefüttert mit eurem Feedback.


ORGANISATION & SUPPORT
Organisatorisch haben wir mit einer Veranstaltung dieses Ausmaßes Neuland betreten. Umso zufriedener sind wir, dass keine großen Katastrophen eingetreten sind. Permanenter Zeitverzug, ein schnell improvisiertes Abendessen am Freitag, hohe Getränkepreise und diverse Kleinigkeiten konnten euch offensichtlich nicht davon abhalten, viel Zeit auf dem F*estival zu verbringen. DANKE, dass ihr unsere Schnitzer so gelassen hin- und im Zweifelsfall viel selbst in die Hand genommen habt!

Das F*estival wäre nicht oder nur in einer sehr jämmerlichen Form zustande gekommen, hätten nicht so viele solidarische Hände daran mitgeschraubt. Wir sind immer noch völlig hin und weg von: Kristina, Barbara, Arian, Jakob, Gynni, Lorenz, Tini, Jacque, Robi, Frydtz, Jan, Caro D., Konstus, Justus, Maddin, Kischu, Maren, Susa, Antje, Anni, Suse, Helga, Kathi, Birger, Anne, Sinah, Yvonne, Tina, Simon, Gisela, Gudrun, Maria, Isa, Patricia, Ronja, Evelyn, Irini, Karin, Martini, Carmen, Leonore, Sara, Lutz, Görne, Stave, Dave und ganz besonders von Line, die das wohl aufregendste Praktikum ihres Lebens hatte und so oft die Retterin* in der Not war. Größte Anerkennung geht außerdem an Caro und Mandy für das großartige Conceptual Design und Artwork – ihr habt Euch selbst übertroffen. DANKE!

Auch viele Kollektive und Projekte haben das F*estival supported, insbesondere die Betriebsküche, das PlatzDa!, Szintillation, die tagträumer, das böse und gemein Konzerte Kollektiv, Sascha & Sascha, Sisterhood, der Geh8 Kunstraum und Ateliers e.V., e*vibes – für eine emanzipatorische Praxis e.V., ProZecco, the art of R_EVOLUTION, die Bar der Korrekten und natürlich unser Verein, der FrauenBildungsHaus Dresden e.V. und all unsere Kolleginnen*. Eure Unterstützung war so wichtig – auch an euch: DANKE!

Und (nicht) zuletzt: das Wetter. Hast gefetzt. DANKE!


WORKSHOPS
Schon am Samstagvormittag ging es mit den ersten kreativen Workshops und einer überraschend hohen Teilnehmendenzahl los. Die dadurch teilweise etwas überfüllten Workshops trafen zudem auf einen etwas knappen zeitlichen Rahmen (jeweils zwei Stunden), sodass es teils inhaltlich nicht so sehr in die Tiefe gehen konnte, wie gewünscht. Wie wir mitbekommen haben, habt ihr aber das Beste aus der Situation gemacht und eine Fülle von eigenen Themen und Erfahrungen mit eingebracht.

Gleichzeitig haben viele von euch positiv hervorgehoben, dass die Gruppen sehr divers in Bezug auf persönliche Hintergründe, Alter und feministische Zugänge zusammengesetzt waren und eine sehr offene, vertrauensvolle und emphatische Atmosphäre, sowie ein rücksichtsvoller Umgang miteinander vorgeherrscht haben. Entsprechen gab es gleichzeitig aber auch unterschiedliche Erwartungen, Gewohnheiten und (theoretisches) Wissen (insbesondere in Bezug auf Sprache) sowohl bei den Teilnehmenden als auch bei den Workshopleiter*innen. Zum Hintergrund: Es war uns sehr wichtig, an diesem Wochenende keine theoretischen Workshops anzubieten, sondern über das praktische Tun einen Raum zu eröffnen, der es ermöglicht, miteinander ins Gespräch zu kommen. Tätigkeiten wie Theater spielen, Nähen, Zeichnen und Stricken sollten dabei für unterschiedliche Menschen sowohl interessant sein als auch einen leichten Zugang zu für Euch wichtigen Themen ermöglichen. Diesen Raum mit konkreten feministischen Themen und Gedanken zu füllen, haben wir euch überlassen und ihr habt ihn genutzt. Darüber freuen wir uns sehr!


postPODIUM: „OH SISTER, WHERE ART THOU?“ – FEMINISMUS IM KONFLIKT UM ABGRENZUNG UND SOLIDARITÄT
Dieses Format war das inhaltliche Herzstück des F*estivals und zugleich für uns als F*BZ die größte Herausforderung, die uns in unserer bisherigen Arbeit begegnet ist. Wir haben enorm viel Zeit in die inhaltliche und methodische Konzeption sowie die Zusammenstellung gesteckt und über lange Zeit hinweg zahlreiche Vorgespräche geführt.

Unser Ziel war es, vier sehr unterschiedliche Feministinnen* (Theorie-/Praxis-Bezug, theoretische Verortung, Alter, Szene…) auf möglichst ehrliche, aber konstruktive Weise über Abgrenzung und Solidarität im Feminismus sprechen zu lassen und zugleich auch Eure Positionierungen und Stimmen aus dem Publikum in den Diskurs mit einzubeziehen. Die überwältigende Größe des Publikums hat zwar direkt zu Beginn unsere methodischen Pläne über den Haufen geworfen (die Halle war einfach zu klein), trotzdem gab es in Murmelgruppen, mit den Hä?-Karten und dem Griff nach dem Mikro die Möglichkeit, eure Stimmen hörbar zu machen - und ihr habt sie genutzt. Gleichzeitig habt ihr eine außergewöhnlich aufmerksame Stimmung im Raum geschaffen, seid jedem Wort gespannt gefolgt und habt die Diskussion zu einem (zumindest für uns) sehr intensiven Erlebnis werden lassen. Größten Dank dafür!

Unser Wunsch für diese Veranstaltung war es, dass Konfliktlinien, aber auch (unerwartete) Übereinstimmungen, offen aber ohne persönliche Angriffe angesprochen werden sollten/können/dürfen. Die große Nervosität aller Beteiligten hat deutlich gemacht, was für eine Herausforderung dieses Anliegen war. Wir sind unheimlich beeindruckt, dass Barbara Feichtinger, Sarah Buddeberg, Lexi Heinrich, Koschka Linkerhand und Kristina Wopat als Moderatorin* den Mut und Willen hatten, sich diesem ‚Experiment‘ öffentlich zu stellen und ziehen unsere Hüte vor dem, was dabei herausgekommen ist. Danke für diese ganz besondere Diskussion!

* „Wild und aufregend, oh ja, das trifft es! Aber ist doch gut so und der Bühnensekt hat die Sprachen, Generationen und Strömungen dann selig vereint.“ [Koschka Linkerhand]

* „"Oh sister, where art thou? - Feminismus im Konflikt um Abgrenzung und Solidarität" Das war gestern wohl eine der spannendsten Podiumsdiskussionen, an der ich bisher beteiligt war. Ein bemerkenswertes Festival insgesamt, denn plötzlich war er da, der Raum, in dem sich Feminist*innen aus völlig unterschiedlichen Kontexten und Strukturen begegnet sind, Ausgangspunkt für Diskussion und Vernetzung.“ [Sarah Buddeberg]

* „Vielen Dank für das tolle Podium, euren Mut, solche innovativen Dinge auszuprobieren und natürlich euer tolles und wichtiges Engagement. Danke dass ihr uns mit böse und gemein ein so krasses Podium geboten habt. Es wird mir gerade klar, wie fantastisch das eigentlich ist! Ich sag Danke!“ [Lexi Heinrich, böse und gemein]


CAFÉ DER GESCHICHTEN: FEMINISTISCHER AKTIVISMUS IN DRESDEN DAMALS UND HEUTE
… noch so eine spannende Angelegenheit, die der Sichtbarmachung gewidmet war: von feministischer(n) Geschichte(n) und Gegenwart in dieser Stadt, von unterschiedlichen Formen und Inhalten des Aktivismus und auch hier: von Konflikten. Die wollten nicht so richtig angesprochen werden und heraus kam ein Geschichtenerzählen in Wohlfühlatmosphäre (sogar mit Blumen!). So schade wir das finden, sehen wir gleichzeitig den Wert des Erzählten und den großen Wert, der darin liegt, dass die anwesenden Aktivist*innen ihren Geschichten ein Gesicht gegeben haben.

* „So schön... Geschichten von Emanzipation und Solidarität und Sichtbarkeit in Dresden.“ [Karin Luttmann, Genderkompetenzzentrum Sachsen]


KUNST, KULTUR & PARTY
Das Wochenende war voll davon: Literatur, Theater, Malerei, Performance und Musik. Wir haben uns größtmögliche Diversität der Beiträge, Perspektiven und Geschichten gewünscht und so ist eine an manchen Stellen sicherlich etwas wilde Mischung entstanden… Dabei haben einige Beiträge stark polarisiert, andere ausnahmslos für Begeisterung gesorgt. Wir sind glücklich über jeden einzelnen von ihnen und danken insbesondere den Menschen, die sich (als (nicht-)Professionelle) auf die Bühne getraut und sich den Raum genommen und ihn gestaltet haben!

Besonders froh sind wir auch darüber, dass es unseres Wissens nach keine (party-)üblichen sexistischen Übergriffe gegeben hat. Soweit wir es erlebt haben, war das gemeinsame Feiern sehr rücksichtsvoll. Wir danken euch für die wunderbare Stimmung, die ihr alle miteinander geschaffen habt!

* „Es war ein sehr schönes Festival und ich hatte ein wunderbares Konzert mit euch! Vielen lieben Dank dafür!“ [Loop Motor]


IHR UND WAS IHR DRAUS GEMACHT HABT
Trotz des Mottos „Feiern statt Fürchten!“ hatten wir im Rahmen der F*estivalvorbereitungen mit einigen Ängsten zu kämpfen. Erst war es die Angst, dass niemand kommt – weil das Thema als unwichtig betrachtet werden könnte, weil die Form der zwei Ansprachen ein ziemliches Wagnis war, weil Inhalte und Methoden nicht passend oder interessant sein könnten und Diffuses mehr. Dann war es die Angst, nur ein sehr homogenes Publikum anzusprechen und später dann, als uns klar wurde, dass es anders kommen würde, dass diese sehr unterschiedlichen Menschen nicht miteinander reden, sich nicht auf irgendeiner (kommunikativen) Ebene treffen würden. Und schlussendlich die Angst, dass zwar viele Menschen kommen, aber dass kein einziger Konflikt angesprochen würde, dass es gänzlich still bliebe.

Umso glücklicher sind wir heute, dass sich ein großer Teil dieser Befürchtungen nicht erfüllt hat, denn: Ihr wart da in eurer Vielzahl, Verschiedenheit und Kommunikationsbereitschaft. Es hat uns im Verlauf des Wochenendes immer wieder umgehauen, wie viel feministischer Aktivismus da zusammengekommen ist und wie divers er war. Wir haben uns über jede Diskussion gefreut, die wir erlebt haben, von der uns berichtet wurde und die wir selbst geführt haben. Und wir haben den Eindruck, dass ihr den Raum, den wir versucht haben, zu öffnen, tatsächlich genutzt habt und dass ihr einander mit großer Offenheit begegnet seid.

Und trotzdem: An manchen Stellen ging uns die Offenheit nicht weit genug, hätten wir uns mehr Konfrontation, mehr Thematisierung von Konflikten gewünscht. Aus unserer inzwischen 3-jährigen Erfahrung im F*BZ wissen wir: er ist da, dieser rosa Elefant, der im Zimmer steht und der – wird er nicht angesprochen – viel verhindert. Gleichzeitig wissen wir auch: Konflikte angehen braucht Vertrauen und Zeit und so sehen wir das F*estival als Impuls, als ersten Versuch, den wir gerne mit euch gemeinsam weiterführen wollen.

* „Liebe Organisator*innen des Frauenbildungszentrums Dresden, erst einmal ein großes Lob für das gelungene Festival am Wochenende. Der Raum, der dadurch für Feminist*innen jeden Alters und Orientierung geschaffen wurde, ist etwas ganz einzigartiges!“


WIE WEITER?
Schon vor, oft während und noch häufiger nach dem F*estival bekamen wir die Frage gestellt: „Wann gibt’s die Fortsetzung?“. Auch nach mehrmaligen drüber schlafen bleiben wir bei der Antwort: „So bald nicht.“ Uns hat es – auch wenn wir wahnsinnig viel großartigen Support hatten – enorm viel Kraft gekostet, dieses Wochenende auf die Beine zu stellen. Darunter hat einiges gelitten: unsere ‚normale‘ Arbeit, die parallel weiterlaufen musste, unser politisches Engagement und nicht zuletzt unser Privatleben. Hauptgrund ist jedoch, dass wir das F*estival als Anstoß verstehen, als einzelnes Ereignis, das hoffentlich nachwirkt, dessen Impulse aber auf anderen, neuen Wegen Verstetigung finden sollen. Ideen dazu gibt es inzwischen einige: die Gründung eines feministischen Interventionszusammenhangs, um politisch im Wahljahr 2o19 und darüber hinaus schlagkräftig in Dresden wirken zu können; feministische Stadtrundfahrten, um gemeinsam die Vielfalt der feministischen Räume in dieser Stadt kennenzulernen und diese ohne Furcht besuchen und nutzen zu können; feministische Tandems, um unterschiedliche Menschen längerfristig miteinander in Austausch zu bringen… Doch dazu nach der Sommerpause, die wir dringend brauchen, mehr. Und bis es soweit ist, lassen wir Les Reines Prochaines sprechen, die während ihres Konzertes folgende Worte an uns alle richteten:

* „Ihr seid eine tolle Bande und wir sind ganz schön stolz, dass ihr das macht, es wagt, durch die Krisen der Kommunikation, der Generationen und der verschiedenen Haltungen zu gehen. Wir möchten euch bestärken: Geht weiter. Geht weiter als erlaubt!“